Unsere Projektarbeit erweitert das Freizeitangebot für die Kinder und Jugendlichen im Stadtteil, greift Themen, Fragen, Bedürfnisse oder Probleme auf und führt Kinder und Jugendliche an gesellschaftspolitische Themen heran. Ohne Spenden und Fördergelder wäre die Durchführung unserer Projekte nicht möglich.
Für die hervorragende Projektarbeit in den letzten Jahren erhielt der Verein Bürgerinitiative Südstadt Spielstadt e.V. folgende Preise:
Im Juni 2008 wurde unser Geschichtsprojekt „tiefer graben – ein Spielplatz geht auf Spurensuche“ im Rahmen des Wettbewerbs „Gemeinschaft bildet“ von Aktion Mensch und der Arbeiterwohlfahrt, bei dem Projekte der Kinder- und Jugendhilfe prämiert wurden, ausgezeichnet.
Unser Gewaltpräventionsprojekt „Kein Plan für heile Welt - gewaltig starke Kinder“ belegte den 2. Platz beim SpardaZukunftspreis 2010“.
Der SpardaZukunftspreis „Bildung für Kinder“ prämiert innovative Konzepte, die Kindern einen uneingeschränkten Zugang zur Bildung ermöglichen.
Während des Projektes „tiefer graben - ein Spielplatz geht auf Spurensuche“ erforschten die Kinder des Naturspielplatzes Siegfriedstraße die Geschichte des Geländes auf dem sie täglich spielen. Lange Zeit war die Fläche durch große Industriebauten aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg geprägt, bevor nach deren Abriss in den 70er Jahren die Natur das Gelände eroberte. Seit den 80er Jahren engagierte sich die Bürgerinitiative Südstadt Spielstadt e.V. dafür, dass hier ein Ort für Kinder entstehen konnte. Aus Fundstücken, Fotos, Anwohnerberichten und historischen Dokumenten entstand eine 6-tafelige Ausstellung, die diese Spurensuche anschaulich darstellt. Nach einer großen Ausstellungseröffnung auf dem Naturspielplatz waren die Tafeln als Wanderausstellung in verschiedenen Kultur- und Bildungseinrichtungen und städtischen Ämtern in Nürnberg zu sehen.
Die Kinder des Naturspielplatzes stolpern beim Spielen fast täglich über Fundstücke aus vergangenen Zeiten: Scherben, Backsteine, Fließen, Metallteile, Kellermauern. Eine spannende Fantasiereise beginnt. Eine Vorrecherche im Stadtarchiv ergab, dass Material vorhanden und die Geschichte vielschichtig ist. Daraufhin erarbeiteten wir ein Konzept und erhielten für die Durchführung Fördergelder von verschiedenen Stiftungen. Eine positive und bestärkende Erfahrung für die Kinder bestand bereits darin, dass mit dem Projekt eine Spurensuche in die Tat umgesetzt wurde, die sie durch ihre Fragen und ihre Neugierde angestoßen hatten.
Seit Anfang Oktober 2006 wurden die Kinder und die Anwohner_innen mit Hilfe von Aushängen und Plakaten über das Projekt informiert. Ab dem 12. 10. 2006 wurde ein Projekttag pro Woche angeboten, der von den drei Projektmitarbeiterinnen abwechselnd vorbereitet und geleitet wurde. Insgesamt fanden 30 Projekttage statt, an denen pädagogisch mit den Kindern gearbeitet wurde. Zusätzlich wurden die Bestände des Stadt- und Staatsarchiv gesichtet, Gespräche mit Expert_innen geführt, Dokumente zusammengestellt und für die Kinder aufgearbeitet.
Am Projekt „tiefer graben - ein Spielplatz geht auf Spurensuche“ nahmen Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren teil, wobei der Großteil der Teilnehmer_innen zwischen 7 und 10 Jahren alt war. Die Kinder leben im Nürnberger Stadtteil Bleiweiß und wohnen somit in unmittelbarer Nachbarschaft des Naturspielplatzes. 80 % von ihnen haben einen Migrationshintergrund. Die Kinder besuchen unterschiedliche Schultypen, von der Förderschule bis zum Gymnasium. In ihrer Freizeit nutzen sie das Offene Türangebot des Naturspielplatzes. Die am Projekt beteiligten Kinder kamen nicht regelmäßig, wie in der Offenen Kinder – und Jugendarbeit üblich. So formierte sich keine feste Gruppe, sondern es bestand eine permanente Fluktuation. Auch wenn dies eine schwierige Arbeitssituation für die pädagogischen Fachkräfte darstellte, war die Freiwilligkeit an der Teilnahme der einzelnen Projekttage wichtig, um ein Höchstmaß an Motivation, Engagement und somit auch einen größtmöglichen Bildungserfolg zu erreichen. Insgesamt arbeiteten 22 Mädchen und 17 Jungen am Projekt „tiefer graben – ein Spielplatz geht auf Spurensuche“ mit. Ein Dutzend Kinder bildeten einen harten Kern, der einen Großteil der Projekttage besuchte.
Zum Einstieg in das Projekt „tiefer graben - ein Spielplatz geht auf Spurensuche“ begannen wir mit den „Grabungsarbeiten“ auf dem Gelände des Naturspielplatzes. Die Kinder fanden es sehr spannend und waren mit Ausdauer bei der Sache. Hier förderten wir einen Großteil der Fundstücke zutage. Darunter waren interessante Porzellanscherben mit verschiedenen Mustern, aus der Erde ragende Kabel, verschiedene rostige Metallteile und viele Steine und Baumaterialien, wie Schiefer, Backsteine oder Betonstücke. Dann fanden Straßenumfragen stattmit dem Ziel, Passanten zu finden, die sich an die Gebäude und Betriebe erinnern können, die bis in die 70er Jahre auf dem Gelände standen. Im Vorfeld übten die Kinder in Rollenspielen, wie sie die Passanten ansprechen und welche Fragen sie stellen wollen. Auch die Technik und Funktionsweise von Aufnahmegeräten wurde erklärt und eingeübt. Dabei machten die Kinder interessante Erfahrungen zu Zeitdimensionen. Die ersten angesprochenen Passanten, in den Augen der Kinder ältere Menschen, entpuppten sich als 30 Jährige, die natürlich nichts über „früher“ erzählen konnten. Ausführliche Fragen überlegten sich die Kinder für ein 1,5-stündiges Interview mit einer Frau, die in den 50er Jahren in der Nachbarschaft des Geländes ihre Kindheit verbracht hat. Neben Informationen über die Bebauung und Nutzung des Geländes erhielten die Kinder einen Einblick in das Leben als Kind zu einer Zeit, als ihre Großeltern in ihrem Alter waren. Sehr spannend war es für sie zu erfahren, wie und wo damals gespielt wurde, welche Spielsachen es gab und welche Kleider man trug. Im Projekt trainierten die teilnehmenden Kinder ihre sozialen und sprachlichen Fähigkeiten, vor allem bei der Vorbereitung und Durchführung der Interviews. Eine weitere positive Auswirkung des Projektes war das Herstellen von generationsübergreifenden Kontakten. Zu den älteren Bewohnern des Stadtteils haben die Kinder oft wenig Kontakt, manchmal kommt es zu Konflikten und Beschwerden wegen der Lautstärke der Kinder. Deshalb ist es sehr wünschenswert auch positive Situationen zu ermöglichen, wie es während des Projektes gelungen ist. Die Kinder konnten erfahren, dass ältere Menschen durchaus Interessantes zu berichten haben und wie spannend es ist, Geschichten von früher zu hören. Unsere Gesprächspartner wiederum freuten sich über das Interesse und die Gelegenheit sich einzubringen und erlebten die Kinder anders als in ihren Vorstellungen.
Bei zwei Besuchen im Museum Industriekultur in Nürnberg erfuhren die Kinder viel über die metallverarbeitende Industrie. Außerdem hatten sie die Möglichkeit die Motorräder der Marken ABAKO und Cockorell, die auf dem Gelände produziert wurden, zu besichtigen und für die Ausstellung zu fotografieren.
Am Ende jedes Projekttages erstellten wir gemeinsam mit den teilnehmenden Kindern einen so genannten „Grabungsbericht“, den wir in unserem Projekttagebuch einordneten. Alle Unternehmungen wurden zusätzlich durch Fotos dokumentiert, wobei die Kinder den Umgang mit der Digitalkamera und dem Computer zur Bildverwaltung und -bearbeitung erlernten.
Im April 2007 begann parallel zu allen anderen Projektaktivitäten die Arbeit an den Ausstellungstafeln. Zusätzlich zu dem Material aus den Grabungen, den Museumsbesuchen und den Interviews sollten die Ausstellungstafeln auch historische Dokumente zeigen, um die Funde und Informationen in den geschichtlichen Rahmen einordnen zu können. Dazu besuchten die Projektmitarbeiterinnen das Nürnberger Stadt- sowie das Staatsarchiv. Auf weitere Dokumente stießen wir im Text- und Bildarchiv der Nürnberger Nachrichten. Zudem fand ein Austausch mit verschiedenen Expert_innen zu Teilbereichen der Ausstellung statt, um inhaltliche Fehler zu vermeiden. Problematisch gestaltete sich die Suche nach Fotomaterial von den Gebäuden. Deshalb starteten wir einen Aufruf, für den die Kinder ein großes Plakat anfertigten, das für die Passanten gut sichtbar am Naturspielplatz angebracht wurde. Leider erfolgten darauf keine Meldungen, worauf wir uns an die Presse wandten. Im Sonntagsblitz der Nürnberger Zeitungen erschien daraufhin ein Bericht über das Projekt mit der Bitte an alle, die alte Fotos besitzen, diese für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Hier meldeten sich einige Anwohner_innen, die für uns ihre Fotoalben öffneten. Leider fanden sich auch hier keine geeigneten Fotografien für unsere Ausstellung. Auf die einzigen, für die Ausstellung passenden Fotos der früheren Gebäude stießen wir bei der Firma Bischof & Broel, die Luftbilder aus verschiedenen Jahrzehnten besitzt.
Die Ausstellungstafeln (s. unten) wurden wie der Infoflyer und die Werbepostkarte mit einer Grafikerin entworfen und hergestellt. Dabei boten sich folgenden Themenschwerpunkte für die sechs Tafeln an:
Mit einem bunten Rahmenprogramm wurde die Ausstellung am 15.10.2007 eröffnet. Höhepunkt für die Kinder war das feierliche Vergraben einer Zeitkiste, gefüllt mit Informationen der Kinder zu ihrem Spielplatz. Diese Idee hatten die Kinder im Laufe des Projektes, um so später einmal grabenden Kindern oder Archäologen Spuren zu hinterlassen. An der Eröffnung nahmen ca. 80 Gäste, Kinder, deren Eltern und Nachbarn teil. Im Anschluss konnten die Tafeln eine Woche lang auf dem Gelände des Naturspielplatzes besichtigt werden. Die als Wanderausstellung konzipierten Tafeln wurden anschließend in verschiedenen Einrichtungen in Nürnberg gezeigt, teilweise betreut durch Projektmitarbeiterinnen und begleitet von mitwirkenden Kindern. Darunter waren das Amt für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg, die Evangelische Fachhochschule, der Kulturladen Südstadtladen, der Seniorentreff Bleiweiß und die Georg-Simon-Ohm Hochschule. Im Juni 2008 wurde unser Projekt im Rahmen des Wettbewerbs „Gemeinschaft bildet“ von Aktion Mensch und AWO, bei dem Projekte der Kinder- und Jugendhilfe prämiert wurden, ausgezeichnet.
Während des Projektes „tiefer graben – ein Spielplatz geht auf Spurensuche“ konnten die Kinder mit allen Sinnen Geschichte aktiv erleben, was eine nachhaltige Wissensaneignung gewährleistet. Bei der Erforschung der Geschichte ihres Naturspielplatzes versetzten sich die Kinder in andere Personen, die früher hier gelebt, gearbeitet oder gespielt haben. Diese Auseinandersetzung mit verschiedenen Lebenswelten führte bei den Kindern zu einer intensiveren Beschäftigung mit dem Stadtteil in dem sie leben. Mehr Wissen über das Gelände und die Umgebung fördert die Verbundenheit, was nicht zuletzt für Kinder mit Migrantionshintergrund, die hier nicht verwurzelt sind, positiv zu betrachten ist.
Unser Projekt „tiefer graben – ein Spielplatz geht auf Spurensuche“ hat Modellcharakter und ist aufgrund seiner offenen Konzeption auf andere Einrichtungen übertragbar. Wir betrachten es somit als Modell für weitere Geschichtsprojekte. Das von uns zusammengetragene Material geben wir als Anregungen und Vorlagen gerne an andere Einrichtungen weiter.
Das Geschichtsprojekt wurde gefördert vom Fonds Soziokultur e.V., der Sparkasse Nürnberg, dem Sozialreferat der Stadt Nürnberg und der Fritz-Hintermayr-Stiftung.
Rechercheergebnisse zur Arisierung des Besitzes von Ignaz Mayer flossen in die 2012/2013 im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände gezeigte Auststellung „Entrechtet. Entwürdigt. Beraubt. Arisierung in Nürnberg und Fürth“ ein.
Von April 2009 bis März 2012 wurde das dreijährige Gewaltpräventionsprojekt „Kein Plan für heile Welt – gewaltig starke Kinder“ als zusätzliches Angebot auf dem Naturspielplatz Siegfriedstraße durchgeführt. Wir konzipierten dieses, da wir in unserer Offenen Kinder- und Jugendeinrichtung mit dem massiven delinquenten Verhalten von Kindern im Jahr 2007 konfrontiert waren und nicht den einfachsten Weg des Ausschlusses dieser Kinder gehen wollten. Für die Umsetzung des umfangreichen und personalintensiven Projektes akquirierten wir die notwendigen Fördergelder. Das Projekt vereinte sowohl Ziele für die Kinder und deren Familien als auch für den Stadtteil und die Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit.
Einer der wichtigsten Ansatzpunkte für die Gewaltprävention bei den Kindern war die Stabilisierung der Persönlichkeitsentwicklung, sowie Förderung und Stärkung der sozialen und kommunikativen Kompetenzen. Die Eltern wurden im Rahmen des Projektes intensiv eingebunden, individuell beraten und motiviert, die freiwilligen Erziehungshilfen des ASD und andere notwendige Hilfen anzunehmen. Im dreijährigen Gewaltpräventionsprojekt wurde in einem modularen System gearbeitet, so dass auf die individuellen Fördernotwendigkeiten der einzelnen Kinder eingegangen werden konnte.
Folgende Module kamen innerhalb des Gewaltpräventionsprojektes zum Einsatz:
Modul 1: Bewegung, Spiel, Sport
Modul 2: Erlebnispädagogik
Modul 3: Sexualisierte Gewalt
Modul 4: Autoaggressives Verhalten
Modul 5: Gutarbeiten
Modul 6: Freundschaft und Kommunikation
Modul 7: Aufsuchende Arbeit
Modul 8: Medienkompetenz
Modul 9: Familienarbeit
Modul 10: Vermittlung an andere Fachstellen der Sozialen Arbeit
Durch die gewaltpräventive Projektarbeit in den verschiedenen Modulen konnte eine verbesserte Zugänglichkeit bei den einzelnen Kindern festgestellt werden. Nahezu alle Kinder fielen durch gesteigertes Selbstbewusstsein auf, da sie gelernt haben, Probleme anzusprechen und sich Hilfe zu holen. Projektkinder waren in Gruppensituationen kooperativer und handlungsfähiger geworden. Sie haben gelernt, Streitigkeiten in der Gruppe anzusprechen und zu klären. Die Atmosphäre im Offenen Spielbereich der Einrichtung ist harmonischer geworden. Obwohl während des Projektes mehr Kinder als vor Projektbeginn den Naturspielplatz Siegfriedstraße besuchten, kam es seltener zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Wir intensivierten den Kontakt zu gefährdeten Kindern, boten ihnen eine Anlaufstelle und integrierten sie in die Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Für ein auffälliges und/oder aggressives Kind, das im Alltag des Offenen Spielbetriebs „normalerweise“ untergeht oder Platzverbot erhält, waren kontinuierlich zwei Stunden wöchentliche Arbeitszeit der pädagogischen Fachkraft nötig. Hierzu gehörten regelmäßiger Kontakt zum Kind, sowie Familienarbeit und Zusammenarbeit mit dem ASD. Dem individuellen Kontakt zwischen pädagogischer Fachkraft, Kind und Eltern kam eine sehr große Bedeutung zu.
Im Team wurden Notfallpläne für das pädagogische Handeln bei der Eskalation von Gewalt zwischen Kindern oder zwischen Kindern und Erwachsenen entwickelt. Es entstand eine Checkliste zur Intervention bei gewalttätigen Auseinandersetzungen. Zudem wurden gewaltpräventiv wirkende pädagogische Angebote in das Konzept des Naturspielplatzes Siegfriedstraße verankert. Dabei handelt es sich zum Einen um zusätzliche pädagogisch angeleitete Angebote während der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und zum Anderen um 30-stündige Intensivfahrten mit Übernachtung mit dem Fokus auf natursportliche Aktivitäten und Erlebnispädagogik.
Das Projekt wurde gefördert von der Auerbachstiftung, Bündnis für Kinder. Gegen Gewalt., Bayerischer Jugendring, Deutsches Kinderhilfswerk, Jugendamt der Stadt Nürnberg, Konrad-Methfessel Stiftung, Miteinander-Stiftung Nürnberg, Bürgerstiftung Nürnberg, wbg 2000 Stiftung, Software AG Stiftung, sowie durch Freude für Alle e.V..